Unternehmensbewertung im Zusammenhang von kleinen und mittleren M&A-Transaktionen

Die fundierte Unternehmensbewertung im Rahmen einer KMU-Transaktion bietet Käufern und Verkäufern die Möglichkeiten einer sachgerechten Ermittlung der Verhandlungsgrundlage. Der Preis einer Transaktion bildet sich durch Angebot und Nachfrage, jedoch kann die sachgerechte Unternehmensbewertung gewährleisten, dass der Verkäufer sein Unternehmen nicht „unter Wert“ veräußert.

Unternehmensbewertung

Beim Kauf oder Verkauf eines kleinen oder mittelständischen Unternehmens im Rahmen einer M&A-Transaktion ist speziell der Unterschied zwischen Wert und Preis nachzuvollziehen. Die Investorenlegende Warren Buffet prägte den Satz: „Price is what you pay, value is what you get“ und zielte dabei auf die Diskrepanz von Wert und Preis im Rahmen einer Transaktion. Dieser Fakt trifft jedoch nicht nur auf den Kapitalmarkt zu, sondern auch auf M&A-Transaktionen von kleinen und mittelständischen Unternehmen. Der Kaufpreis im Rahmen einer Transaktion bildet sich stets durch das Aufeinandertreffen von Angebot und Nachfrage.

Bedeutung der Unternehmensbewertung in M&A-Transaktionen

M&A-Transaktionen sind komplexe Prozesse, bei denen es um den Kauf, Verkauf oder die Fusion von Unternehmen geht. Die fundierte Unternehmensbewertung ist hierbei ein essenzieller Bestandteil der Transaktion, da sie insbesondere die Verhandlungsgrundlage für beide Parteien darstellt. Unabhängig von der Attraktivität des Transaktionsobjektes kann die käufer- bzw. verkäuferseitig erstellte Unternehmensbewertung den Grenzpreis als Ausgangsposition für die Verhandlung der jeweiligen Partei darstellen, um das Unternehmen nicht unter Wert (Verkäufer) oder deutlich überpreist (Käufer) zu verkaufen/kaufen.

Spezifische Herausforderungen bei Transaktionen im KMU-Bereich

Sowohl die M&A-Prozesse als auch die Unternehmensbewertung von KMU unterliegen speziellen Herausforderungen. Die Bewertung von KMU ist deutlich komplexer als die von großen Unternehmen, denn im Regelfall sind KMU deutlich stärker mit dem Eigentümer des Unternehmens verknüpft und von diesem maßgeblich beeinflusst. Die Geschäftsmodelle von KMU sind zumeist sehr spezifisch ausgerichtet und nicht branchenübergreifend diversifiziert, um eventuelle Marktschwankungen abfedern zu können.

Eine weitere Besonderheit bei Transaktionen im KMU-Umfeld ist die geringere Transparenz durch niedrigere Berichtspflichten. Zudem besitzen KMU häufig keine bzw. lediglich rudimentäre Geschäftsplanungen bzgl. der zu erwartenden Geschäftsentwicklung, die für Käufer und die Unternehmensbewertung jedoch von essentieller Bedeutung sind.

Methoden der Unternehmensbewertung

Für die Unternehmensbewertung im Rahmen von M&A-Transaktionen haben sich verschiedene Methoden herauskristallisiert, die eine Bestimmung des Unternehmenswertes ermöglichen. Die Wahl der Methode hängt von verschiedenen Faktoren ab, einschließlich der Art des Unternehmens, der Branche und den verfügbaren Daten. Generell empfiehlt sich eine methodenpluralistische Bewertung, um die einzelnen Verfahren zu verifizieren und das Gesamtbild des Unternehmens beurteilen zu können.

  1. Substanzwertverfahren: Dieses Verfahren bewertet das Unternehmen anhand seines materiellen Vermögens, also aktivierten Vermögensgegenständen wie Maschinen, Immobilien oder Lagerbeständen (Zeitwerte!) und unter Abzug der zu bedienenden Verbindlichkeiten Diese Methode eignet sich insbesondere für Unternehmen mit hoher Anlagenintensität (Industrie) und stellt gem. der Vorgaben des Bewertungsstandards IDW S1 sowie dem Bewertungsgesetz (BewG) die Wertuntergrenze für das Unternehmen dar.
  2. Ertragswertverfahren Diese Methode stellt das Standardverfahren gem. der Vorgaben des IDW S1 dar und berücksichtigt die zukünftigen Erträge des Unternehmens. Diese stellen für Investoren die maßgebliche Kennzahl dar. Zudem bietet das Verfahren. die Möglichkeit, bspw. im Rahmen von Szenarioanalysen, die jeweiligen Zukunftserwartungen von Käufer und Verkäufer explizit in der Unternehmensbewertung zu berücksichtigen.
  3. Marktwertverfahren Hierbei wird der Unternehmenswert durch den Vergleich mit ähnlichen, kürzlich gehandelten Unternehmen oder Branchenmultiplikatoren (z.B. DUB-Branchenmultiplikatoren) bestimmt. Maßgeblich für das Marktwertverfahren ist die Verfügbarkeit bzw. Qualität der verwendeten Multiplikatoren. Da häufig Bandbreiten als Branchenmultiplikatoren veröffentlicht werden, liefert das Marktverfahren indikative Wertespannen, die insbesondere zu Validierung des Ertragswertverfahren genutzt werden.

Der Einfluss externer Faktoren

Neben den unternehmensindividuellen Faktoren müssen bei der Bewertung von KMU im Rahmen von M&A-Transaktionen auch externe Faktoren berücksichtigt werden. Hierzu zählen unter anderem makroökonomische Bedingungen und branchenspezifische Trends sowie die Verfügbarkeit von Liquidität bei den Investoren und die Attraktivität von Investitionen am Kapitalmarkt.

Fazit

Die Unternehmensbewertung bei kleinen und mittleren M&A-Transaktionen erfordert eine fundierte Analyse und ein tiefes Verständnis des zu bewertenden Unternehmens. Anders als bei großen, börsennotierten Unternehmen stehen bei KMU oft persönliche und individuelle Faktoren im Vordergrund und die Transaktion umfasst das gesamte Unternehmen und nicht nur einzelne Anteile. Eine sorgfältige Bewertung ist daher unerlässlich, um sowohl Käufern als auch Verkäufern eine solide Grundlage für ihre Verhandlungen zu bieten.

Gastautor