Digitalisierung im Handwerk – eine Herausforderung auch für die Branchensoftwareanbieter

Warum viele Softwareanbieter im Handwerkermarkt jetzt zurecht an Ihre Nachfolge denken müssen.

Das Handwerk prosperiert. 2019 gab es im deutschen Handwerkermarkt mehr als 550.000 Unternehmen laut des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks mit einer Wachstumsrate von 12 % p.a. in den letzten 6 Jahren.

Eine Vielzahl von neuen Gesetzen, Verordnungen und Bestimmungen wie z.B. die DSGVO machen den Handwerkern das Leben schwer und sind nur über digitale Prozesse zu erfüllen.

Neue Technologien und Prozesse in den Softwarelösungen können die Arbeit der Handwerker zum Teil wesentlich erleichtern – vor allem über die Grenzen der eigenen ERP/CAD-Lösung hinweg zu den Lieferanten und Kunden. Der Generationswechsel im Handwerk führt dazu, dass Handwerker steigende Anforderungen in Zukunft an ihre Softwarelösungen stellen werden.

Dieser Entwicklung müssen die Softwareanbieter entgegenkommen und entsprechende Lösungen anbieten, um nicht Kunden an den Wettbewerb zu verlieren.

Dies ist aber im mittelständisch geprägten Softwareanbietermarkt „Handwerk“ eine besondere Herausforderung, da die Anbieter sehr oft kleine Softwareunternehmen mit ca. 25 Mitarbeitern sind, die sich auf bestimmte Marktnischen wie Dachdecker, Maler, Fliesenleger, Tischler oder Elektro spezialisiert haben.

Diese Herausforderungen bestehen aus:

• Neuentwicklung einer Cloudlösung

• Parallele Weiterentwicklung der „alten“ Softwarelösung

• Sicherstellung der „Security“ der Lösungen

• User zentrierte Oberflächenentwicklung

• Einarbeitung und Nutzung in neue Technologien zur Softwareentwicklung

Diese Herausforderungen müssen trotz fehlender Softwareentwickler, Consultants und Vertriebler erfüllt werden.

Die Softwareunternehmen sehen sich zusätzlich noch einem anderen Problem gegenüber: Der Abkehr von Lizenz- zu Mietverkäufen bedingt durch Cloudlösungen. Dies bedeutet für die Unternehmen einen Umsatzausfall für 2-5 Jahre je nach Preismodell.

Gleichzeitig ist der Direktvertrieb auf digitalen Vertrieb umzustellen. Denn bei den zunächst absolut niedrigeren Mieterlösen ist ein Direktvertrieb nicht mehr wirtschaftlich vertretbar.

Während in Konzernen und Großunternehmen ERP-Anbieter wie SAP und Microsoft dominieren, sieht es im ERP-Anbietermarkt für Handwerker anders aus. Man sieht sich vielen unterschiedlich spezialisierten Branchensoftwareunternehmen gegenüber.

Da ändert sich der Markt gerade radikal. Fast unbemerkt haben sich zwei Private Equity Unternehmen in diese Branchenmärkte visionär eingekauft.

LEA Partners GmbH hat sich als deutscher Private Equity Fonds auf die Fahnen geschrieben „Handwerk, aber digital“ und hat etablierte Branchensoftwareanbieter wie Taifun, M-Soft, PinnCalc, Bauoffice und Engel Dataconcept erworben, um zukunftsfähige Lösungen ihren Zielgruppen anbieten zu können. Dominik Hartmann, der neue CEO der nun geschaffenen Unternehmensgruppe dazu: „Vor allem die Kleineren profitieren von dem Zusammenschluss“. Damit meint er vor allem die kleineren Branchensoftwareanbieter.

Der zweite neue Player im Markt ist die Battery Ventures mit Craftview. Battery Ventures ist ein international aufgestelltes Private Equity Unternehmen und hat mit Craftview die Vision eine Technologieplattform zu schaffen. CEO ist Klaus Enke der auch die Zukäufe von WinWorker Software, es2000 Errichter Software, KS21 Software, OS Datensysteme, Moser und der niederländischen Gilde Software vorangetrieben hat.

Aus Sicht eines M&A Beraters ist dies eine interessante Variante einen geeigneten Nachfolger schon früher zu gewinnen. Dennoch haben die Unternehmenseigner hier zum Teil große Vorbehalte, die aber auf antiquierten Sichtweisen beruhen, die schon lange nicht mehr gelten.

Die Marktkonsolidierung bei Branchensoftwareanbietern wird weiter gehen, denn die Unternehmenskäufer wissen, dass die Herausforderungen von kleinen Softwareanbietern nur äußerst schwer zu erfüllen sind.

Letztendlich stehen hier auch viele IT-Unternehmer vor der Nachfolge.

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Gastautor

Dipl. Kfm. Andreas Barthel
Dipl. Kfm. Andreas Barthel
Geschäftsführer
connexxa M&A für die IT-Branche

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