Das China-Versprechen

DUP UNTERNEHMER VOR ORT China dominiert zunehmend wichtige Zukunftsbranchen. Wie gelingt der Volksrepublik dies? Und welche Chancen bietet China deutschen Firmen? Das DUP UNTERNEHMER-Magazin und rund 20 Unternehmerinnen und Unternehmer aus der SIEGEL&MORE-Community sind acht Tage lang zu Wirtschaftszentren der Volksrepublik gereist. Dort haben sie erlebt, wie das Land dem deutschen Mittelstand den roten Teppich ausrollt.

Das China-Versprechen
Shanghai, wirtschaftsstärkste Metropole der Volksrepublik, Bild: Thomas Leege

Mehr als 5.000 deutsche Unternehmen sind in China tätig. 2023 haben sie dort mehr investiert als je zuvor. 11,9 Milliarden Euro waren es nach Bundesbankzahlen. Ein Grund: Sie wollen in der Volksrepublik wettbewerbsfähig bleiben. Denn in einer Umfrage der deutschen Handelskammer in China bescheinigten 58 Prozent der Teilnehmenden ihren chinesischen Wettbewerbern bereits eine höhere Innovationsgeschwindigkeit. Ob E-Autos, erneuerbare Energien oder Künstliche Intelligenz – chinesische Unternehmen dominieren zunehmend wichtige Zukunftsbranchen.

Reise zu aufstrebenden Wirtschaftszentren Chinas

DUP UNTERNEHMER-Herausgeberin Brigitte Zypries und DUP UNTERNEHMER-Verleger Jens de Buhr sind mit mehr als 20 Unternehmerinnen und Unternehmern aus der SIEGEL&MORE-Community acht Tage lang zu den Boomregionen des Landes gereist. Die Delegation besuchte deutsche und chinesische Unternehmen, sprach mit zahlreichen Managern sowie Vertretern der Kommunistischen Partei und gewann tiefe Einblicke in ein vielschichtiges Land. Mit aufstrebenden Wirtschaftszentren wirbt China um deutsche Firmen. Wer dem Ruf folgt, erhält umfangreiche Unterstützung – mit Fördergeldern, Hilfe bei bürokratischen Hürden oder bei der Standortsuche. Der Reisebericht zeigt, wie China dem Mittelstand den roten Teppich ausrollt.

Wachsen durch Kooperationen

Mit dem Suzhou Industrial Park (SIP) lieferte gleich die erste Station der Delegationsreise ein Beispiel dafür, wie China durch Kooperationen und die Ansiedlung internationaler Unternehmen seine Innovations- und Wirtschaftskraft stärkt. In direkter Nachbarschaft zur Wirtschaftsmetropole Schanghai wächst seit 1994 der High-Tech-Industriepark von Suzhou. Mit SIP, einer Kooperation zwischen China und Singapur, will sich die Volksrepublik ausdrücklich für die wirtschaftliche Zusammenarbeit öffnen.

160 deutsche Unternehmen in Suzhou

Auch 160 deutsche Unternehmen produzieren hier, darunter Bosch, Siemens oder Adidas, aber auch viele Mittelständler. Damit es noch mehr werden, unterstützen diverse Servicezentren Unternehmen etwa bei der Ansiedlung und Expansion. Die benötigten Fachkräfte finden sich gleich vor Ort: Suzhou verfügt über 30 Universitäten und Colleges. So lobt auch Florian Weihard, CTO des thüringischen Maschinenbauers Ruhlamat, Fachkräfteangebot und Ökosystem für Automatisierungsunternehmen in Suzhou. Und Weihard sagt: „Wir finanzieren unser Wachstum hier allein durch unseren laufenden Cashflow.“

Die DUP-Delegation bei SEW Eurodrive: Das Familienunternehmen aus Baden-Württemberg produziert in Suzhou, Bild: Thomas Leege

Chinas Hub für deutsche Unternehmen

Auch Taicang, eine Autostunde von Suzhou entfernt, ist ein Hub für deutsche Firmen. 1993 siedelte sich mit Kern-Liebers das erste deutsche Unternehmen in der Stadt an. Inzwischen sind es 500, darunter Brose, TÜV Rheinland, Schaeffler und viele Mittelständler. Für die deutsche Community wurde in Taicang sogar ein kleines Rothenburg ob der Tauber nachgebaut, deutsche Bäckerei und Bayern-München-Haus inklusive. „Wir möchten die Zusammenarbeit mit Deutschland im Bereich Handel und Wirtschaftskooperationen intensivieren“, unterstrich denn auch Xiangyuan Wang, Sekretär des örtlichen Parteikomitees.

Chinas Nummer eins beim Bruttoinlandsprodukt

Weiter ging es für die Delegation im Südwesten Chinas, nahe dem Perlflussdelta. Hier liegt neben der 15-Millionen-Einwohner-Metropolo Guangzhou das etwas kleinere Foshan. Insgesamt kommt die Region auf rund 70 Millionen Einwohnende und ist die Nummer eins in China beim Bruttoinlandsprodukt. Das Besondere: Rund 90 Prozent der Unternehmen hier sind in Privatbesitz. In Foshan findet sich vor allem produzierende Industrie.

Lob deutscher Manager

Die DUP-Delegation traf hier unter anderem zwei Manager deutscher Unternehmen, die einen Sitz in Foshan haben. Jochen Zhu-Schleiss, Geschäftsführer des Krankenhaus- und Pflegebettenherstellers Stiegelmeyer China, lobte die Unterstützung für Unternehmen vor Ort, etwa bei Investitionen. Und Ludger Tillmann, Geschäftsführer von Luqom Asia, sagte: „Nach Foshan zu kommen, war die beste Entscheidung“. So lasse sich dort deutlich schneller gründen als in Deutschland und man finde einen riesigen Talentpool vor.

Boomtown Shenzhen

Weiter ging es nach Shenzhen. Um den Aufstieg Chinas in den vergangenen Jahrzehnten zu verstehen, gibt es vielleicht keinen besseren Ort. An der Stelle der heutigen 20-Millionen-Stadt, standen vor 40 Jahren nur ein paar kleine Fischerdörfer. Doch nachdem die Region, die gleich neben Hongkong liegt, 1980 zur Sonderwirtschaftszone erklärt wurde, begann ein sagenhafter Boom. Menschen aus ganz China gründeten hier Unternehmen. Heute pflegen diese Handelsbeziehungen zu rund 2.000 deutschen Firmen.

Huawei von innen sehen

Das in Deutschland vielleicht bekannteste Unternehmen mit Hauptsitz in Shenzhen dürfte wohl Huawei sein. Der Name tauchte in deutschen Medien zuletzt häufig auf, meist ging es darum, wie sich die Technologie des chinesischen Konzerns aus dem deutschen 5G-Mobilfunknetz entfernen ließe. Denn die Angst vor Spionage oder Sabotage aus China ist groß.

Carsten Senz, Vice President Corporate Communications von Huawei Deutschland, nahm die DUP-Delegation mit auf einen Rundgang durch Huaweis Showroom für digitale Energielösungen. Batteriespeicher für Solarparks, Batterie-Management-Systeme und Wechselrichter für E-Auto-Ladestationen sind ein relativ neues Geschäftsfeld für Huawei. Erst vor wenigen Jahren ins Leben gerufen, sollte die Sparte die Umsatzverluste durch US-Sanktionen gegen den Telekombereich ausgleichen. Heute trägt sie allein in Deutschland 600 bis 700 Millionen Euro zum Jahresumsatz bei – insbesondere mit E-Ladestationen für Privathaushalte.

Privatführung: Die DUP-Delegation besichtigt den Showroom des Geschäftsbereichs digitale Energielösungen von Huawei, Bild: Thomas Leege

Enorm anpassungsfähig

Das Beispiel zeigt, wie Huawei reagiert, wenn man, wie Senz sagt, versucht, den Konzern durch Sanktionen zu schwächen. „Das führt dazu, dass das Unternehmen stärker wird.“ Denn, so Senz, die Denk- und Handlungsweise von Huawei ließe sich am besten in einem chinesischen Sprichwort zusammenfassen: „Nach Steinen tastend den Fluss überqueren“. Heißt: Wie ganz China passe sich auch Huawei immer wieder veränderten Situationen an und gehe schrittweise voran, flexibel und antizipierend.

Netzwerken

Diesen Eindruck bekamen auch die Teilnehmenden der DUP-Delegation, die auf dieser Reise nicht nur in China netzwerken konnten, sondern auch tiefe Einblicke in ein vielschichtiges Land erhielten.

 

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Autorin

Kathy Günther
Leitende Redakteurin des
DUP UNTERNEHMER-Magazins

 

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